Die Ausbildung

Tag 11 + 13 – Bereitschaftsbabys

Tag 11:

16:00 – 18:00 Uhr: Aufnahme eines Kindes – Auswirkungen auf die eigene Familie &
Abschied eines Kindes – Auswirkungen auf die eigene Familie

 

Tag 13:

17:00 – 20:00 Uhr: Dokumentation, Rückblick, offene Fragen

 

Die beiden Vorträge gehören unweigerlich zusammen. Tag 11 wurde dabei von einer Psychologin geleitet und Tag 13 vom Bereitschaftsfamilien Team aus dem Kinderheim.

Die Aufnahme eines Kindes.

Es interessierte uns sehr wie das überhaupt abläuft. Rein rechtlich wussten wir bereits Bescheid. Aber wann / wie / wo und überhaupt? Wer ist dabei? Wie lange dauert das Prozedere? Was erhalten wir an dem Tag? Mit welchen Emotionen müssen wir rechnen?
All diese Fragen konnten mit einem Satz beantwortet werden: Also das kann man so pauschal nicht beantworten. Das ist jedes Mal anders. Relativ unbefriedigend wenn man doch Fakten hören will 🙂

Viel wichtiger war der Dame aber uns ein Bewusstsein zu verschaffen wie es ist mit dem Kind ZUHAUSE anzukommen. Was sagen die eigenen Kinder? Der Partner? Welche Emotionen können aufkommen und wie fühlen sich alle Beteiligten?

Dazu machten wir eine Familienaufstellung. Ich kannte das nicht und es war unglaublich intensiv. Wir waren ja mehrere Teilnehmer und machten das von einer Familie. Selbstverständlich bleibt alles was passiert und gesagt wurde unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. Es ist sehr intim und persönlich. Man kann kaum glauben wie viele Gefühle aufkommen können. Sollte man mal die Chance dazu haben ist es wirklich eine Bereicherung und ein intensives Erlebnis.

Meine Lehre daraus war eindeutig: Betüdel die ersten Tage auf jeden Fall deine eigenen Kinder. Der Elternteil der näher bei den eigenen Kindern ist sollte das auf jeden Fall beibehalten und der andere Elternteil sollte die Versorgung des Neuankömmlings übernehmen. Solange die Kinder nicht wollen kann ein Kennenlernen auch später statt finden. Die Kinder werden mit Liebeskummer bei uns einziehen und brauchen ebenso Zeit. Auch der Schmerz der leiblichen Kindeseltern ist dabei enorm und darf nicht unbeachtet bleiben bei Besuchen.

Für die Verabschiedung eines Kindes wurden unsere Fragen zum Ablauf ebenso unbefriedigend beantwortet. Es gibt einfach kein einheitliches Prozedere. Je nachdem wie die Entscheidung des Gerichtes ausfällt kann der Abschied auch mega kurz ausfallen und das Kind am gleichen Tag noch zu den Eltern zurück gehen. Eine Anbahnung in eine Pflegefamilie oder in eine Einrichtung ist im Normalfall ein längerer Prozess bei dem auf die Bedürfnisse des Kindes genau geachtet wird.

Wie gehen aber wir mit dem Schmerz um? Gemeinsame Rituale können helfen. Wir haben im Kurs ein gemeinsames Abschiedsritual gestaltet. Wir haben alles was wir loswerden wollten auf Seidenpapier geschrieben. Das Papier haben wir zerknüllt und anschließend im Garten in einer Schale verbrannt. Die Asche durften wir verstreuen und somit einen Abschluss in uns mit diesen Themen herbeiführen.

Wie unser Ritual aussehen wird wird sich erst zeigen! Unsere Kinder und wir werden aber sicher auch einfach traurig sein Menschen gehen zu lassen die wir lieb gewonnen haben.

Am Tag 13 dann wurde uns vieles über die hiesige Dokumentation erklärt. Als Bereitschaftseltern waren wir dazu angehalten Berichte zu verfassen. Der erste war der Ankunftsbericht. Danach folgten weiter im 3 Monats Rythmus. Alle Daten und Fotos dieser Berichte waren geheime Daten und durften einmal übermittelt werden um dann gelöscht zu werden.

Wir wurden eingeführt in das PROJEKT LEBENSBUCH dass es hier gibt. Alle Kinder die  von der Kinder und Jugendhilfe fremd untergebracht werden erhalten ein Lebensbuch. Dieses dokumentiert alle Schritte und Orte der Unterbringung mit Fotos, Beschreibungen und Briefen der Personen an die Kinder. Ein unglaublich schönes Projekt wie ich finde, damit die Kinder ihr Leben rekonstruieren können. Nachvollziehen welche Familien sie bereichert haben, welche Einrichtungen. Welche Menschen sie auch geprägt haben.

Bedeutet aber auch dass alle Kinder die bei uns zu Gast sein würden dann im Erwachsenenalter genau wussten wer wir sind/waren.

Wir erhielten Entwicklungsbögen zb ein sensomotorisches Entwicklungsgitter und einen Fragebogen zur Entwicklung. Ein Handbuch zur Allgemeinen Berichtsverfassung (nicht emotional und nicht subjektiv – rein beobachtend) und dann auch einen Leitfaden zur Berichtserstellung und zum Lebensbuch.

Im Anschluss reflektierten wir unsere Ausbildung und durften sagen was uns gefallen hat und was nicht. Was wir uns gewünscht hätten und was überflüssig war in unseren Augen.

Offene Fragen gab es natürlich auch noch. Besonders die erste Aufnahme war interessant. Und eine Kollegin aus dem Kurs erwartete da bereits ihr erstes Pflegebaby 3 Tage nach Kursende!

 

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