Allgemein · Die Ausbildung

Tag 1 & 2

Die beiden ersten Schulungstage waren ein erstes Kennlernen. Der Betreuer, der Insitution, unserer zukünftigen Arbeitgeber (Heimleitung und Leiterin des Jugendamtes) und auch der anderen Bereitschaftsfamilien – unserer Mitstreiter.

Am Tag 1 wurde sich viel Zeit fürs Ankommen genommen. Wir haben mit den uns bekannten Betreuern gesprochen. Um 9 ging es dann los in den Turnsaal. Die Vorstellrunde der Betreuer. 4 an der Zahl die sich rein um die Organisation der Bereitschaftsfamilien kümmern. Insgesamt gab es zu dem Zeitpunkt 16 aktive Familien – 6 waren in Ausbildung. Insgesamt waren nach dem Kurs dann 31 Familien ausgebildet. Knapp 10 waren also nicht aktiv im Moment. 1e Familie könnte mit den Abschieden nicht leben, 2 wollten dem Herkunftssystem (in beiden Fällen der Mutter) helfen und konnten ihre Aufgabe nicht weiterführen. Eine Bereitschaftsmama erwartete noch ein Baby! Die Gründe waren also vielseitig. Nach der Vorstellrunde der Betreuer begrüßte uns der  Heimleiter des Kinderheimes – unser zukünftiger Chef. Und auch die Leiterin des Jugendamtes unseres Bundeslandes hielt eine kurze Rede. Beide zeigten uns wie erschreckend die Zahlen der Kindeswohlgefährdung in den letzten Jahren angestiegen war. Dass es nahezu komplett auf die Kosten der wirklich kleinen Kinder geht – unter 6 Jahren. Dass eben Kinder unter dem 2. Lebensjahr in einem Schichtdienst nicht entsprechend aufgehoben sind. Die fehlende Bindung. Das Familiengefüge. All das braucht ein Kind so dringend in dem Alter – später würden wir mehr erfahren.

Danach besprachen die 4 Betreuer mit uns wie so eine Unterbringung ablaufen wird. Vom Anruf – der unsere Bereitschafts beendet – die Übergabe des Kindes – die Schwierigkeiten die dabei auftreten können. Die Aufenthaltsdauer der Kinder wurde angesprochen. 3 Jahre war bereits ein Kind in einer Bereitschaftsfamilie – der längste Zeitraum – der ideale liegt bei 6 Monaten. Zurückzuführen ist das auf die Tatsache dass es auch an Langzeitpflegeeltern mangle – 280 gibt es aktuell und benötigt würde das Doppelte! Über 500 gab es bereits. Der kürzeste Zeitraum lag bei wenigen Stunden. Manchmal schaffen es die Sozialarbeiter die Kinder doch innerhalb der Familie des Herkunftssystems einen Platz zu finden. Es wurde uns erklärt wie die Besuche ablaufen werden. Einmal pro Woche gibt es einen betreuten Termin im Kinderheim bei dem das Herkunftssystem – meist die Mutter oder der Vater oder beide – eine Chance haben das Kind zu sehen. Wir übergeben und holen die Kinder nur. Sind bei den Besuchen nicht anwesend.  Die Schwierigkeiten der Kinder und Eingewöhnungsdauern wurden kurz angekratzt und dann ging es auch schon um die Verabschiedung. Rückführung oder Anbahnung sind die beiden Zauberwörter die dann sehr viel entscheiden werden. Rückführung zur Mutter, weil dieses alle Auflagen erfüllt hat. Oder eben eine Anbahnung mit einer Pflegefamilie. Wobei schon sehr viele Fälle auch so enden, dass das Kind dann in eine Einrichtung (Kinderheim/dorf) muss. Ein sehr trauriger Weg. Aber es fehlt leider an Pflegefamilien.

Darauf folgte das Mittagessen und eine kurze Pause. Eine Bereitschaftsmama kam mit einem kleinen Jungen vorbei – auf dem Weg zum Besuchstermin. Er war kein Jahr alt. Eine weitere kam damit einem Mädchen zu ihrem Termin. Wunderschöne dunkle Locken hatte sie. Drei weiter Mamas waren da. Für uns. Wir begrüßten einander, fanden erste Parallelen und schon ging es wieder in den Saal. Die Mamas waren da um uns unsere Fragen aus der emotionalen Ecke zu beantworten und die Abläufe nochmal aus der Sicht einer Mutter zu hören. Mama 1 Ch. hatte selber 2 Söhne um die 10 Jahre und war seit 5 Jahren dabei – im Moment betreute sie 1,5 jährige Zwillings Mädchen. Mama 2 I. war eine Pensionierte Dame die ebenfalls seit 5 Jahren Bereitschaftskinder bei sich aufnahm – ganz ohne Mann. Und Mama 3 T. war eine spezielle Frau, die neben dem Bereitschaftskind auch ein behindertes Pflegekind betreute. Alle 3 waren sehr offen und strahlten ganz viel Glück aus. Das hat mich sehr beeindruckt. Sie erzählten uns viele Anekdoten. Die schönsten, die traurigsten. Was sie stört, was ihnen hilft. Wie sie ihre Abschiede gestalten. Wie ihre Familien reagieren. C.s Kinder reagieren. Von uns Bewerbern waren alle mit eigenen Kindern im Haus. Sie erzählten uns dass jede Mama so ein spezielles Problem hat dass immer wieder sie zu treffen schien. C. hatte immer Kinder die keine Papiere hatten oder bekamen. Somit konnte sie nicht ins Ausland. I. hatte schwere Besuchstermine – die leiblichen Eltern machten ihr zu schaffen. T. hatte Kinder die nichts von Schlaf hielten (dazu muss man sagen dass sie nachts auch Schichten arbeitete zusätzlich). So waren alle unterscheudlich. Und das war auch das Fazit. Jedes Kind ist anders. Jede Situation ist neu. das eine Kind kann bei der einen Mama sehr gut ankommen, bei der anderen alles über den Haufen werfen. Aus dem Grund werden die Mamas auch so gut betreut.

Am Tag 2 dann wurden wir durch die Räume des Kinderheims geführt. Anonymität und Intimität ist ihnen sehr wichtig. Aus diesem Grund bleiben die Details auch wo sie hingehören. Er erklärte und unsere rechtliche Lage, unser Arbeitsverältniss. Unseren Dienstvertrag. Die Rechte und Pflichten die damit einhergehen. Das Leitbild des Heimes und auch die Verschwiegenheitsplicht. Das Respekt gegenüber den Eltern manchmal schwer ist aber unbedingt nötig! Mit kleinen klugen Geschichten die wie uns einprägen sollten zeigte er uns dass am Ende des Tages keiner von uns wusste was das Schicksal bringt, was die Eltern durchgemacht haben, dass wir nicht urteilen sollten. Und das unsere Loyalität zwingend gegenüber dem Land und dem Kinderheim zu wahren ist. Wir unsere Kompetenzen nicht überschreiten durften. Gerichtliche Anordnungen und Tätigkeiten der Sozialarbeiter nicht in Frage zu stellen wären. Eine eindringliche Zusammenfassung all dessen was schon angeschnitten wurde im Endeffekt.

Alle Mamas gingen auf jeden Fall an diesem Abend mit einem schweren Herzen nach Hause. 4 Kinder unter 2 durften wir besuchen. Jede von uns wollte am liebsten sofort loslegen und die Kinder zu sich heim holen.

Hinterlasse einen Kommentar